Was kostet ein Hochzeitsfotograf?
Eine oft gestellte Frage, die in sozialen Netzwerken regelmäßig zu emotionalen Diskussionen führt.
Bei einer Hochzeit kommen üblicherweise allerhand Kosten zusammen. Angefangen bei Brautkleid und Anzug, über Locationmiete und Catering bis hin zu den Künstlern, wie Musiker und Fotograf. Die Liste ist endlos und selbst eine überschaubare Hochzeit kann schnell die fünfstellige Marke knacken. Die Kosten für den Hochzeitsfotografen werden dabei immer wieder gern diskutiert und teils auch in Frage gestellt. Aber sind die Preise wirklich übertrieben, wie manche Menschen schnell behaupten, oder sind sie womöglich doch völlig normal?
Mal zugegeben, die zuckersüße Hochzeitstorte ist schnell gegessen, an die mittelmäßige Musik des DJs erinnert sich in 2 Jahren kein Mensch mehr und das Brautkleid zieht man nie wieder an. Hair & Make-Up? 400 - 600€! Keine Frage. Aber der Fotograf, das ist Wucher, was der verlangt? Was soll diese Geiz-ist-geil-Mentalität? Die Fotos sieht man sich ein Leben lang an und zeigt sie noch den Enkeln. Es sind die einzigen Erinnerungen die von diesem Tag bleiben. Warum gerade hier sparen?
Ich schreibe diesen Artikel, weil es eine sehr häufig gestellte Frage ist, die Heiratende immer wieder beschäftigt und auf die viele Leute glauben, die richtige Antwort zu kennen. Leute die mangels Fachwissen, viel Verwirrung stiften, falsche Hoffnungen wecken und damit Frust verbreiten. Als Fotograf habe ich mir diese Frage selbst schon oft gestellt, weil es mich unmittelbar betrifft. Wer sonst also als ein Fotograf sollte daher die richtige Antwort kennen?
Was ist meine Leistung wert bzw. was muss sie wert sein, damit ich davon leben kann?
Denn das ist mein Mindestanspruch. Ich mache diese Arbeit ja nicht ausschließlich aus Spaß an der Freude, sondern auch und vor Allem um meinen Lebensunterhalt damit zu bestreiten. Nur ein zufriedener Fotograf macht auch gute Bilder. Ich zeige Euch meine Sicht auf die Dinge und versuche das Thema trotzdem objektiv zu behandeln.
Als Hochzeitsfotograf bin ich da unterwegs, wo sich Menschen bewegen, die bald heiraten werden oder es gerade getan haben. Auf Messen, in Internetforen und in Facebookgruppen. Auch mit Gästen auf Hochzeiten und Brautpaaren komme ich zu dem Thema häufig ins Gespräch. Es wird stets kontrovers diskutiert. Jeder macht sich dazu Gedanken und Alle wissen es besser als der Fotograf selbst.
Ich stelle dabei immer wieder fest, dass es oft Mißtrauen gegenüber Fotografen und Unverständnis für deren eigentlich ganz normale Preise gibt. Man muss sagen, es gibt tatsächlich Anbieter in allen Preisklassen. Es gibt Fotografen für jeden noch so niedrigen Preis, genauso wie es auch Solche gibt, bei denen man den Namen mitbezahlt und deren Preise jenseits von Kostendeckung und üblichen Gewinnmargen liegen. Aber selbst das ist ok. Das ist einfach so, weil es vom Anfänger, über Nebenberufler bis hin zu professionellen Hauptberuflern mit Starstatus jede Menge verschiedene Fotografen gibt. Die einen müssen sich unter ihrem Wert verkaufen um überhaupt Aufträge zu bekommen und schaffen es dann aber doch kaum oder gar nicht oder nur eine kurze Zeit lang davon zu leben, andere können horrende Preise verlangen, einfach weil sie als großartige preisgekrönte Fotografen auf Monate und Jahre ausgebucht sind und sich die Paare sogar aussuchen können. Aber ist der teurere Fotograf deswegen ein Abzocker, nur weil es einen Anfänger gibt, der den Job für weniger Lohn macht? In der Praxis wird es immer jemanden geben, der es noch günstiger macht. Macht er es für den geringeren Preis aber auch nur annähernd so gut? Man sollte nicht nur die Preise vergleichen. Gerade bei Dienstleistungen muss man alle Aspekte mit einbeziehen. Darum denke ich, wenn man einen sehr günstigen Fotografen gefunden hat, liegt es nahe, dass es entweder ein Anfänger ist, dessen Qualität keine höheren Preise rechtfertigt oder ein Nebenberufler, der seine Leistung mehr oder weniger verschenkt. Auch mit diesen Kollegen kann man Glück haben. Aber warum bei der Angelegenheit auf Risiko gehen?
Als Fotograf bin ich gerade in der Anfangszeit immer an meine Grenzen gekommen, weil ich, wie jeder Anfänger, meinen Wert nicht richtig eingeschätzt habe und oft für viel zu wenig Geld, eine hohe Quantität und Qualität versprochen habe. Die Folge für mich war eine enorme Auslastung bei geringer bis mittelmäßiger Bezahlung. Denn mehr erreicht man damit nicht. Für den Kunden bedeutet die Auslastung lange Wartezeiten bei der Fertigstellung der Fotos. Man macht sich dann Gedanken, wie man seinen Workflow verbessern und effizienter arbeiten kann. Zugegeben, kein Meister ist vom Himmel gefallen und gerade als Anfänger ist man lange nicht so schnell und gut wie fortgeschrittene oder professionelle Kollegen. Aber ich meinerseits habe festgestellt, dass der Ausbau meines Workflows nur begrenzt Besserung brachte und langsam ist mir bewusst geworden, dass ich angemessene Preise nehmen muss, wenn ich meine Qualität halten oder sogar verbessern möchte und gleichzeitig guten schnellen Service bieten will.
Bei der Beantwortung der titelgebenden Frage möchte ich mich deshalb nur auf jene Fotografen beziehen, die sich der Fotografie hauptberuflich und in Vollzeit verschrieben haben. Also Fotografen, die ein tragfähiges Business betreiben und deren Anspruch es ist, mit ihrem Umsatz die nötige professionelle Technik und ihren Lebensunterhalt zu finanzieren. Alles andere ist außer Wertung. Die Frage lautet daher eigentlich:
"Was kostet ein professioneller Hochzeitsfotograf, der seine gesamte Zeit und all sein Herzblut in die Fotografie legt?"
Für die finale Antwort auf die große Frage spielen noch ein paar andere Faktoren eine Rolle. Führt man eine durchschnittliche oder eher bescheidene Existenz? Muss es ein Oberklasse-Betriebswagen sein oder geht auch ein Mittelklassewagen? Betreibt man ein Fotostudio oder arbeitet man im Home Office? etc. pp. Dazu könnte man ein extra Artikel schreiben. Der daraus resultierende Stundensatz kann durch diese Faktoren natürlich merklich schwanken. Momentan gehe ich mit 45€ in die Rechnung. Aber auch 75€ und mehr sind völlig normal. Das ist der Stundensatz für eine einzelne Stunde. Bei Hochzeitsfotografie berechne ich je Shootingstunde drei weitere für Selektion, Nachbearbeitung und die finale Fertigstellung. Also insgesamt 180€ je Stunde Begleitung inklusive der Nachbearbeitung. Bei z.B. einer Acht-Stunden-Reportage sind das mit Spesen exkl. Fahrtkosten 1625€. Und das ist wohlbemerkt eher unteres bis mittleres Preisegment, auch im dünn besiedelten Osten der Republik.
Man kann sagen, normale tragfähige Preise starten bei ca. 200€/ Stunde Shooting inkl. Nachbearbeitung.
Ein kleiner Nachtrag
In dem Zusammenhang drängt sich die Frage auf, warum nicht einen Anfänger oder Nebenberufler buchen? Die leisten manchmal auch ganz gute Arbeit, kosten aber viel weniger. Letztendlich zählen nur die Fotos. Klar kann man auch mit so einem Fotografen Glück haben. Ich will es trotzdem mal durchdenken.
Ein Anfänger hat meist noch wenig Erfahrung. Ein paar Lucky Shots füllen sein Portfolio. Seine Ausrüstung baut er gerade auf. Er arbeitet vielleicht mit einer semiprofessionellen Kamera. Keine zweite Backup-Kamera. Keine Dual-Slot-Kamera für die Absicherung der Daten. In schwierigen Situationen z.B. am Abend, wenn es dunkler wird, hat er wenig Erfahrung, weil seine bisherigen Hochzeiten nur maximal 4 Stunden gingen und seine Auftritte meist eher zu Ende waren. "Die Bilder in seinem Portfolio sehen aber gut aus." Dann versucht Euer Glück. Trotzdem sollte Euch bewusst sein, dass er bei dieser Bezahlung kaum eine Chance hat, sein Geschäft nachhaltig aufzubauen. Vielleicht hält er das eine Weile durch. Vielleicht gibt es Ihn in 3 Jahren aber auch nicht mehr. Dann kommt der nächste Anfänger. Übrigens auch ein Anfänger träumt davon, angemessen bezahlt zu werden und verkauft seine Leistung nur aus einer Not heraus unter Wert.
Ein Nebenberufler ist anders als ein hauptberuflicher Fotograf nicht in der Situation, von der Fotografie leben zu müssen. Seinen Lebensunterhalt verdient er in seinem Hauptjob. Seine Preiskalkulation ist wahrscheinlich völlig frei ausgedacht und steht nicht in Bezug zu einer vernünftigen logischen Kostendeckung. Aus Leidenschaft zur Fotografie steckt er jeden privaten Cent in seine Ausrüstung und verzichtet dafür auf andere Dinge. So eine Ausrüstung kann locker 10.000€ und mehr kosten. 1 - 2 Kameras, 4 - 5 Objektive, Computer. Um nur die teuersten Dinge aufzuzählen. All das hält natürlich auch nicht ewig. Kameras verschleissen und sind irgendwann technisch überholt. Dann steckt er wieder sein Erspartes in sein Hobby, das eigentlich keins ist. Der Nebenberufler arbeitet in seiner Freizeit als Fotograf. Ganz ehrlich? Er tut das nicht nur aus Spaß an der Freude, weil er seine Freizeit gern mit Fremden verbringt und dabei für deren Glück seine teure privatfinanzierte Kameraausrüstung abnutzen darf. Natürlich träumt auch er davon, den Umstieg von seinem Hauptjob in die Selbständigkeit zu schaffen und nur noch von der Fotografie leben zu können.
Klar gibt es talentierte Leute. Ob mit oder ohne Ausbildung. Ob lange im Geschäft oder gerade eingestiegen. Ob Nebenberufler, Anfänger oder Profi. Das hat manchmal wenig zu sagen. Trotzdem, alle Fotografen streben nach der konfortablen Situation, dass das Geschäft läuft, sich trägt und die Kunden zumindest die existenzsichernden Preise bereit sind, zu zahlen. Auch wenn manche Kollegen aus genannten Gründen aus der Reihe tanzen, auch sie würden sicher lieber normale Preise nehmen.
Fazit:
Wer billig kauft muss nicht immer Gefahr laufen, einen riesen Reinfall zu erleben, aber man profitiert, auch wenn es einem nicht klar ist, mit Sicherheit von der nachteiligen Situation eines kreativen Menschen. Wenig Budget bedeutet selbstverständlich weniger Zeit und damit Abstriche in der Qualität oder Quantität. Das ist einfach so. Hochzeitsfotografie zum Discountpreis vernichtet Kreativität. Letztendlich muss jeder selbst wissen, was wichtig ist. Viele mittelmäßige Fotos oder lieber etwas weniger bei denen die Qualität stimmt.